Was ist Spermidin?
Spermidin ist eine natürlich vorkommende Substanz, die in allen lebenden Organismen vorkommt und wurde 1678 das erste Mal von Antoine van Leeuwenhoek im Samen von Säugetieren entdeckt. Dadurch entstand auch der skurrile Name, der sich bis heute gehalten hat.
Unser Körper hat die Fähigkeit, Spermidin auf natürlich Weise zu produzieren, aber mit zunehmendem Alter verlangsamt sich die Produktion im Körper und der Spermidin-Spiegel beginnt zu sinken. Spermidin kommt auch in verschiedenen Lebensmitteln wie Weizenkeimen, Sojabohnen, Pilzen, Hülsenfrüchten und in fermentierten Lebensmitteln vor.
Eine der bekanntesten Wirkungen von Spermidin ist seine Fähigkeit, den Autophagieprozess im Körper zu fördern. Autophagie ist ein natürlicher Prozess, bei dem der Körper beschädigte Zellen recycelt und die Zellbestandteile wiederverwendet, um neue, gesunde Zellen zu bilden. Dies ist wichtig, um die Gesundheit von Geweben und Organen aufrechtzuerhalten und den Alterungsprozess zu verlangsamen. Die Autophagie kann ebenfalls durch (Intervall-)fasten ausgelöst werden, hierbei gilt die 16:8 Regel, 16 Stunden fasten, 8 Stunden essen.
Wissenschaftler der Berliner Charité konnten 2020 feststellen, dass das Coronavirus den Prozess der Autophagie drosselt, damit es sich vermehren kann. Der Stoffwechsel der Zelle wird umgestellt, wodurch der Spermidinspiegel stark absinkt. Durch die Gabe von Spermidin wurde in den infizierten Zellkulturen die Virusvermehrung um ca. 85% gesenkt. Frühere Arbeiten von Prof. Katharina Simon aus Oxford haben bereits gezeigt, dass durch Spermidin die Immunfunktion, vorallem die antivirale Immunantwort der T-Zellen, gestärkt wird. Dadurch könnte Spermidin doppelt gegen Coronaviren wirken, durch die Hemmung der Vermehrung und durch die Stärkung der Immunzellen.
Darüber hinaus kann Spermidin die kognitive Funktion verbessern und das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson reduzieren. Laut einer Studie der FH Wiener Neustadt aus dem Jahr 2020, besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Spermidinkonzentration im Blut und der Gedächtnisleistung. Bereits nach einem Monat der Spermidingabe war eine Anhebung des Spermidinspiegels beobachtbar und bereits nach 3 Monaten konnten signifikant verbesserte Gedächtnisleistungen festgestellt werden.
Spermidin kann ebenfalls die kardiovaskuläre Gesundheit verbessern, indem es den Blutdruck senkt und Entzündungen hemmt. Eine Studie der Journal of the American Heart Association aus dem Jahr 2017 ergab, dass eine höhere Aufnahme von Spermidin mit einem reduzierten Risiko für Herzerkrankungen assoziiert war.
Um klare Aussagen treffen zu können, sind noch weitere klinische Studien notwendig, aber Spermidin zählt zu den größten Hoffnungsträgern in der Longevity- und Anti-Aging-Forschung.